Der Archipoeta reist nach Bayern

… in Form von drei Exemplaren meines Buches. An eine Adresse.
Das nenne ich mal Engagement in der Mittelalterszene!
Gute Reise, Dichter.

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Bitte zu Allerheiligen

Am Abend des Festes Allerheiligen bittet der Dichter demütig um Einlaß in das Zelt des Geistlichen. Verneigt sich, trägt ein ausführliches und kunstvolles Preislied auf seinen Gönner vor …

Hoher Kanzler, größer bist du als andre Männer,
wie die Sonne Himmelslicht, bist du Licht der Kirche
durch der Klugheit Glanz, mit der Klugen du vorangehst.

Singen wollen wir dein Lob, da vom hellen Glanze
deines Lichtes wird erhellt Kaiser Friedrichs Sinnen,
und wir tun es gerne, da du ein heitrer Geber.

Hoch durch Adel der Geburt und durch edle Sitten,
nennt in Menschenkünsten und Gotteswissenschaften
keiner jemals dich gering, Größter aller Reinen.

Starker du und weiser Mann, du folgst nicht dem Glücke,
bist im Unglück voll Geduld, demutsvoll im Reichtum,
alles machst du gut und gehst auf dem rechten Wege.

Übertriffst, gleich Cicero, des Odysseus Rede,
arglos wie die Taube, wirst keinen du betrügen,
klüger als die Schlange, wirst du getäuscht von keinem.

Mehr als Alexander, machst du den Feind zunichte,
sanfter noch als David, wirst du geliebt von allen,
auf gerechtes Bitten gibst edler du als Martin.

Was du immer rätst, geschieht in des Reichs Geschäften,
ohne deinen Rat läßt du durchaus nichts beginnen.
Kraft verleih der Römerfürst solcherlei Gefährten!

Heute noch bestünden ja Mailands Festungsmauern,
und der Kaiser wär im Krieg siegreich nicht vorm Feinde,
gäbe Gottes Gnade nicht dich ihm zum Gefährten.

Kölns Erwählter, glänzenden Lobes bist du würdig,
ich in meiner großen Not lobe nackten Fußes –
das beklage heute ich vor den Heilgen allen.

Allerheiligen wird heut feierlich begangen,
jeder Feiernde legt an vornehme Gewänder –
nur der Sänger steht entblößt vor dem Hohen Kanzler.

Da der Dichter nicht allein Rhythmenmaß ersonnen,
sondern, da er gänzlich arm, auch die Weise setzte,
hat ein Kleid er wohl verdient und auch einen Mantel.

Rainald lächelt; ein Gewand und Schuhe lassen sich finden, und einen Mantel soll er bald bekommen, mit Rauhwerk, es wird ja kalt.

*

Auch die Biographin und Übersetzerin feiert Allerheiligen. Und auch sie möchte für ihre Arbeit gern Geld, will sagen: für ihre Bücher Leser.  Und Sie, geneigte Leser dieses Buchblogs, möchten in der dunklen Jahreszeit das ein oder andere gute Buch lesen.

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Ein guter Rat des Archipoeta

Die Kirche unterstützen und sich mit dem Patron der Winzer gutstellen!

Wenn dich auch die drohenden Sorgen schwer belasten,
dir das Herz zerreißen und heftig dich ermatten,
gilt es, was Gott angenehm, dennoch auch zu wissen,
und der Kirche Sache auch tapfer aufzuhelfen.

Schließe daher Frieden nun mit dem heilgen Martin,
der schon oft an deiner Statt mich mit Wein getränkt hat!
Daß solch Friede übertrifft den mit Paladinen,
weiß, wer immer wird bewegt von dem Geiste Gottes.

Mehr vom Archipoeta und über ihn gibt es in diesem Buch. Kann man kaufen.

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Zum Welttag des Buches

grüßt der Archipoeta ganz herzlich!

Manche Dichter scheuen zwar öffentliche Plätze,
wählen ihre heimliche Wohnung im Verborgnen,
mühen sich beflissen und plagen sich nicht wenig,
können endlich doch kaum ein großes Werk vollbringen.

Fasten und Enthaltsamkeit übt der Chor der Dichter,
meidet öffentlichen Streit und den Lärm des Marktes,
und damit ein Werk gelingt, das unsterblich mache,
stirbt der Mühsal Untertan an dem Arbeitseifer.

Einem jeden gibt Natur die ihm eigne Gabe:
selber habe niemals ich nüchtern schreiben können;
wär ich nüchtern, könnte mich jedes Kind besiegen:
Durst und Fasten hasse ich wie die eigne Grube.

Einem jeden gibt Natur die ihm eigne Gabe:
wenn ich Verse schreibe, muß guten Wein ich trinken,
und vom reinsten steht das Faß immer bei den Wirten,
solcher Wein bringt auch hervor eine Menge Lieder.

Verse mach ich gleicher Art, wie ich Weine trinke;
nichts hingegen kann ich tun ohne edle Speise;
ganz und gar nicht tauglich ist, was ich nüchtern schreibe;
hinterm Kelche siege ich singend über Naso.

Was er sonst noch geschrieben hat und wie er gelebt hat, erfährt, wer das Buch kauft. Ein solcher Kauf ist eine gute Tat, die gleich drei Menschen begünstigt: Den Archipoeta, dessen Ruhm noch lange nicht hoch genug ist, die Autorin des Buches, die ihr Einkommen zwar nicht in Wein, sondern in Schokolade und Kaffee anlegt, aber dies auch wieder dringend braucht, und den Käufer selbst, der dann ein richtig gutes Buch sein Eigen nennen darf.

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Nach Ostern: Zwei Lesungen

Im April stelle ich den Archipoeta in Potsdam und in Berlin-Friedenau vor:

Dienstag, 5. April 2016
19.30 Uhr
Arche Potsdam
Am Bassin 2
14467 Potsdam

Sonntag, 10. April
10.30 Uhr
St. Marien – Kleiner Pfarrsaal
Gebäude hinter der Kirche, Tür links, 1. Stock)
Bergheimer Platz 1
14197 Berlin

Nun denn – advenite, kommt herbei!

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Ein Vers, der immer passt

Einmal ausgesandtes Wort kann zurück nicht kehren.

Der Archipoeta schrieb das im Zusammenhang mit einer Absage.
Rainald von Dassel hatte ihm den Auftrag erteilt, ein Preislied auf Kaiser Friedrich zu schreiben. Aber der Dichter wollte lieber keine als eine schlampige Arbeit abliefern.

So viel Redlichkeit wünsche ich allen, die schreiben – ob sie nun Belletristik, Sachbücher oder Zeitungsartikel verfassen.

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Dreikönigstag

1164 brachte Erzbischof Rainald von Dassel die Reliquien der Heiligen drei Könige aus dem eroberten und zerstörten Mailand nach Köln. Hierzu zwei Zitate aus meinem Buch:

… [Erzbischof] Rainald hört es mit gemischten Gefühlen. Was im Tuskerland getan hat der Kaiser Friedrich… die Plünderung kann er rechtfertigen; so ergeht es den Unterlegenen! Übrigens hat er die Gebeine der Heiligen drei Könige an sich gebracht, erlesene Reliquien, die bald in Köln wohnen sollen. Aber ihm graut vor dem Ausmaß der Zerstörung – was für Kunstwerke haben die barbarischen Söldner da vernichtet! – und der Unbarmherzigkeit, mit der die Bürger um ihre Stadt gebracht wurden. …

Einem zeitgenössischen Bericht zufolge hat tatsächlich Rainald den Kaiser Friedrich im eroberten Mailand um Gnade für die Bürger gebeten, aber vergeblich. Die Reliquien aber nahm er mit – wohlwollend kann man sagen: er rettete sie vor der Zerstörung.

Nun aber bringt Rainald die Reliqien der heiligen drei Könige nach Köln in großem Gepränge – Köln wird schlagartig ein wichtiger Wallfahrtsort, und zumindest die Kölner stellen ihre Vorbehalte gegen den Erzbischof zurück.

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Zum neuen Jahr

Allen Lesern wünsche ich ein gutes und gesegnetes anno Domini 2016!
Ein guter und leicht einzuhaltender Vorsatz für das nahende Jahr ist doch wahrlich, ein gutes Buch zu lesen. Oder mehrere.

Gute Vorsätze hatte übrigens auch der Archipoeta immer wieder:

Was mir wider mich bewußt, hab ich ausgesprochen,
und das lang bewahrte Gift habe ich erbrochen.
Bin das alte Leben Leid, neu will ich beginnen,
was vor Augen, sieht der Mensch, Gott kennt unser Sinnen.

Tugend hab ich nun erwählt, Lastern abgeschworen,
werde mit erneutem Sinn geistlich neu geboren,
wie ein neu Gebornes soll frische Milch mich nähren,
niemals mehr soll Eitelkeit dieses Herz begehren.

© der Übersetzung: Claudia Sperlich

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Markt-Matinée in Dinslaken

Für Schnellentschlossene im Westen Deutschlands
5. Januar 2016, 11.00 Uhr

Buchvorstellung in der
Gelateria Leyla e Anna
Altmarkt 19
46535 Dinslaken

Mittelalterliche Musik: Thomas Baumann

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Boten

Für gewöhnlich braucht eine Büchersendung innerhalb der EU drei Tage vom Sender bis zum Empfänger. Es ist schon vorgekommen, daß es nur zwei Tage waren.

In der 2. und 3. Woche des Advents kann es zu Verzögerungen kommen, das versteht man. Da dauert es dann schon mal vier oder fünf Tage, das ist akzeptabel, wenn man die Flut an Weihnachtsbriefen bedenkt.

Wenn allerdings eine Büchersendung von Berlin nach Österreich, richtig adressiert und frankiert, acht Tage unterwegs ist und die Versandtasche leer ankommt, also: aufgerissen und geleert, dann darf man sich Fragen stellen.

Zum Beispiel:

Wie lange hätte der Archipoeta gebraucht, wenn Rainald von Dassel ihn gebeten hätte, ein Sendschreiben für den Missionsdienst von Wien* in die noch halbheidnische Mark Brandenburg zu bringen?

640 Kilometer, davon ein Drittel auf unbefestigten Wegen – das ist für einen an lange Fußwege gewöhnten Vaganten in drei Wochen zu schaffen, bei strikter Einhaltung der Sonntagsruhe in 24 Tagen.

Ein Auto, das für den gleichen Weg – allerdings durchgehend auf befestigten, zumeist asphaltierten Straßen – ein Drittel dieser Zeit braucht, fährt 80 Kilometer am Tag, bei angenommenen sechs Stunden Fahrzeit pro Tag also 13 Stundenkilometer.

Hätte Rainald nun nicht den Archipoeta, sondern einen Botendienst mit Pferdewechsel beansprucht, also Stationen mit Boten- und Pferdewechsel, so hätte das Sendschreiben (bei strikter Einhaltung der Sonntagsruhe) zwölf Tage gebraucht. Die heute zuständige Post ist also immer noch etwas schneller – und natürlich hätte auch Rainalds Bote überfallen und beraubt werden können.

Daraus ergibt sich:

Die Post ist seit dem 12. Jh. weder wesentlich schneller noch sicherer geworden.

*Unbeachtet bleibt bei diesem Gedankenexperiment, daß Rainald nie auch nur in der Nähe von Berlin oder Wien war.

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